Turn the Page – THEATERVERSION


bigNOTWENDIGKEIT pusten den Goldstaub von Buchdeckeln & Zelluloid und inszenieren die Selbst-Inszenierung. Ein trauriger Weltstar, ein verschämter Intellektueller, ein glamouröser Revolutionär, eine Tagebuchschreiberin, die nicht nur Luft schaufeln will und ein gefeierter Schriftsteller, den es niemals gab, bringen Erzählungen in Gang, zeichnen Spuren nach und verdichten die autobiographischen Fiktionen ihrer selbst. Aus Stimmengewirr und Textfluten versuchen sie gemeinsam einen „idealen“ Lebensverlauf zu komponieren. ‎

Für turn the page stöbern fünf DarstellerInnen in Tagebüchern, Bildern und Briefen und erforschen die dokumentarischen Spuren, die fünf andere Leben hinterlassen haben. Durch die Erzählung fremden Lebens untersuchen sie die Strategien und Mechanismen des Sich-Selbst-Erzählens. In einer Zeit, in der die öffentliche mediale Selbstdarstellung einem fundamentalen Wandel unterliegt, wenden sich bigNOTWENDIGKEIT Selbstzeugnissen unterschiedlichster Art als Ausgangsmaterial zu und werfen damit Fragen der Selbstkonstruktion, der Selbstinszenierung und nach den Ingredienzien eines als gelungen empfundenen Lebens auf.

Mich kommentieren? Wie langweilig! Ich hatte nur eine Lösung: mich neu-schreiben – von Weitem, von sehr weit weg – von jetzt: Bücher, Themen, Erinnerungen, Texten eine andere Art des Aussagens hinzufügen, ohne dass ich jemals wüsste, ob ich von meiner Vergangenheit oder von meiner Gegenwart spreche. Ich werfe so über das geschrieben Werk, über den vergangenen Körper und Korpus in kaum spürbarer Berührung eine Art patch-work, eine rhapsodische Decke, die aus zusammengenähten Vierecken besteht. Weit davon entfernt zu vertiefen, bleibe ich an der Oberfläche, weil es sich diesmal um „mich“ (um das Ich) handelt und weil die Tiefe den anderen gehört.(Roland Barthes)

Dieser Theaterversion ging eine Barversion voran, die im Oktober 2011 im Bundeshaus zu Wiedikon, Zürich zu sehen war.

In der Recherche für dieses Projekt entstand der Autobiographierservice that’s just what you are

Regie: bigNOTWENDIGKEIT (Anna K. Becker & Katharina Bischoff)
von & mit: Esther Becker, Rosario Bona, Anna-Katharina Müller, Sahar Rahimi, Marcel Schwald
Bühne: Silke Bauer, Licht: Minna Heikkilä
Musik/Sound: Wolfram Sander & Alice Ferl
Choreographie: Vincent Bozek, Dramaturgische Mitarbeit Recherchephase: Harald Wolff
Produktionsleitung: ehrliche arbeit – freies kulturbüro
Koproduktion: Theaterdiscounter Berlin
Gefördert durch Mittel des Hauptstadtkulturfonds Berlin, Präsidialdepartement der Stadt Zürich Kultur, Kultur Kanton Zürich. Mit freundlicher Unterstützung durch das Bundeshaus zu Wiedikon, Zürich, Deutsche Tagebucharchiv e.V. und das Theaterhaus Berlin Mitte

18.11.2011 Theaterdiscounter Berlin, Theater Premiere
19.11.2011 Theaterdiscounter Berlin
20.11.2011 Theaterdiscounter Berlin
09.12.2011 LOT-Theater Braunschweig
10.12.2011 LOT-Theater Braunschweig

Was haben eine amerikanische Filmdiva, ein italienischer Regisseur, ein französischer Intellektueller, eine deutsche Durchschnittsfrau und ein geheimnisvoller Erfolgsautor gemeinsam? Sie haben alle ihre Biografie niedergeschrieben. In ihrer neusten Produktion geht die Zürcher Theatertruppe Bignotwendigkeit diesen Autobiografien nun auf den Grund.(…)
– Züritipp, 19.10.2011, Corina Freudiger, Artikel als PDF HIER

Wie sieht eigentlich der ideale Lebenslauf aus? Das fragen sich nicht nur Jobbewerber, die sich möglichst schnell in einen attraktiven Arbeitnehmerstatus katapultieren möchten. Auch Autobiograf/innen stricken – mal mehr, mal weniger – bewusst am optimalen Selbstbild. Nur: Wie sieht das perfekte Ego-Image eigentlich aus? Und welche Strategien benutzen die Schreibenden, um es zutage zu fördern?(…)

– Der Tagesspiegel, 17.11.2011, Christine Wahl, Artikel als PDF HIER

Überlegungen zum Stück in der Fabrikzeitung als PDF HIER

Tagebuch-Text von Anna K. Becker in der Fabrikzeitung als PDF HIER


Fotos: Fotostudio Lauer // Gerhard F. Ludwig

https://vimeo.com/33610167