WIR sagen

Es ist immer eine Herausforderung Stellung zu beziehen. Besonders wenn man nicht nur für sich spricht, sondern eine Perspektive für mehrere oder sogar alle entwickeln will. „Wir sagen“ kann dann schnell mal heftige Diskussionen auslösen. Es wird ja immer verschleiert, dass jemand nicht zu Wort kommt. Es wird ja immer so getan, als wäre es zum Besten von allen. Mit der Frage nach einem >wir<, das funktioniert, also mit der Frage nach menschlicher Verantwortung für die Menschheit, setzt sich Judith Butler in Krieg und Affekt auseinander. Mit dem akademischen Star stellen sich bigNOTWENDIGKEIT dem Dilemma, dass Werte und Rechte permanent kulturell neu ausgehandelt werden und damit alles andere als universell sind. Butler fragt: Bin ich nur mir selbst verantwortlich? Bin ich verantwortlich für alle anderen oder nur für einige; und auf welcher Grundlage ließe sich ein wir denken?

Konzept, Text, Regie: bigNOTWENDGIKEIT (Anna K. Becker, Katharina Bischoff & Esther Becker)
Performance: Esther Becker (oder Anna K. Becker oder Katharina Bischoff)
Dank an: Kris Merken, Michael Müller & Heike Pelchen
Eine Produktion von bigNOTWENDIGKEIT für das Monologfestivals 2012

20.10.2012 Theaterdiscounter Berlin, PREMIERE im Rahmen des Monologfestivals 2012
25.10.2012 Theaterdiscounter Berlin, im Rahmen des Monologfestivals 2012
22.02.2013 Sophiensaele Berlin, (Festsaal) Im Rahmen von 100° Berlin
08.11.2013 Theater Thikwa Berlin, im Rahmen von „Wen kümmert’s, wer spricht?“ – Internationales Symposium zu Autorschaft und Machtstrukturen im Theater/Theaterfestivals NO LIMITS
19.07.2014 blickkiste Freiburg

26.09.2021  Alte Feuerwache,  im Rahmen des INSERT FEMALE ARTIST FESTIVAL 21 Köln

„Wer ist eigentlich wir? „Man stellt Leute in einen Raum, und die teilen sich dann den Sauerstoff“. Diese Leute haben also schon mal eine Gemeinsamkeit .und darum geht es bigNOTWENDIGKEIT in „wir sagen“. Wer ist eigentlich wir, wer gehört nicht dazu, für welches wir fühlen wir uns verantwortlich, und für welches nicht? Und was meint Judith Butler dazu? Dass ein „wir“ ziemlich debattierbar ist, zeigt Esther Becker, wenn sie allein auf der Bühne steht, aber auch aus den Perspektiven ihrer bigNOTWENDIGKEIT-Kolleginnen Anna und Katharina spricht. Drei Meinungen, ein Körper als Sprachrohr. Das ist beeindruckend. Und als sich das Publikum Schuhe und Pullis auszieht, fühlt es sich sogar für einen kurzen Moment als ein ziemlich spezifisches „wir““.
Julia Hackober, 100Wort!, 23.02.2013 Ganzer Artikel als PDF HIER

„(…) Esther Becker fragt ausgehend von Diskussionen mit der Gruppe bigNOTWENDIGKEIT das Publikum, ob man beim WIR SAGEN wirklich immer von anderen spricht oder nur von sich selbst. Der sprachspielerisch feinsinnig vertiefte Gedankengang wird begleitet von einer Entkleidungsperformance, an der Esther uns nach und nach, Kleidungsstück für Kleidungsstück, auffordert, teilzunehmen, indem sie für uns spricht: Wir ziehen uns jetzt die Schuhe aus. Jedes WIR gilt für einen anderen Teil der Gruppe, einmal den ganz Mutigen, dann den Mutigen bzw. den eher ängstlichen. Durch unser Tun bestimmen wir, wer wir sind, zu welcher Gruppe wir gehören wollen. Der TD setzt seinem Publikum nicht bloss Schauspieler vor, sondern lässt die Zuschauer erfahren, dass ein Monolog ohne Zutun der Schweigenden womöglich nichts bedeutet.(…)“
Franziska Oehme, Artberlin, 28.10.2012 Ganzer Artikel als PDF HIER

„(…)Moral ist momentan ja wieder schwer im Kommen auf dem Theater. Die Kuratoren Heike Pelchen und Michael Müller bezeichnen sie in der Festival-Broschüre zu Recht als „Reizthema“. Was auch der Monolog „Wir sagen“ der Gruppe bigNotwendigkeit beglaubigt: Für wen kann, soll, will ich Verantwortung übernehmen? Wen meinen wir, wenn wir „wir“ sagen? Schauspielerin Esther Becker performt diesen Kollektiv-Diskurs mit fröhlichem Sendungsbewusstsein. Und dann kommt der Moment, wo sich alle die Schuhe ausziehen sollen, um ein „Wir“ in Socken zu bilden. Was ausnahmslos jeder mitmacht. Erst später, als es an die Hose geht, scheren die meisten aus der Gemeinschaft aus.(…)“
Patrick Wildermann, Der Tagesspiegel, 25.10.2012 Ganzer Artikel als PDF HIER


Fotos: Fotostudio Lauer // Gerhard F. Ludwig
Video Theaterdiscounter: Christopher Hewitt

https://vimeo.com/58013968

Video Sophiensaele: Fotostudio Lauer HIER